Hamlet
Frei-komisch nach Shakespeare
Idee, Text, Regie und Spiel:
Bernd Lafrenz
Masken:
Hélène Caboor
Fotos im Slider:
Bildarchiv Bernd Lafrenz
Was dem Goethe sein Gründgens ist dem Shakespeare sein Lafrenz – zumindest für den Freund der gepflegten Kleinkunst. Denn statt den Theatertempel sucht Bernd Lafrenz die Intimität der Kabarettbühne für seine freigeistigen Adaptionen der Shakespeare-Klassiker. Heute steht übrigens „Hamlet“ auf dem Spielplan.
Rache und Intrige – normalerweise ist der Stoff, aus dem Shakespeares „Hamlet“ ist, ein gefundenes Fressen für die Boulevardpresse: Ein Bruder- und Vatermord, den der Sohn und Thronfolger sühnen soll und der schließlich nach allerhand Ränke und Klingenkreuzen selbst sein Leben verliert. Garniert ist das Ganze natürlich noch mit Freundschaft und Liebe – die Handlung des Bühnenklassikers mit dem berühmten Zitat von Sein oder Nichtsein ist jedem Theaterfreund bekannt.
„Der Rest ist Schweigen“, könnte man nun den Prinzen zitierend schließen, wenn die „Hamlet“-Aufführung nicht etwas ganz Besonderes wäre: Bernd Lafrenz spielt Hamlet. Und den Geist des ermordeten Vaters auch. Darüber hinaus den Mörder Claudius. Und den Freund Laertes. Und natürlich auch die Mutter Gertrude und die geliebte Ophelia. Nicht zu vergessen: Regie führt er natürlich auch.
Man könnte meinen, dass Bernd Lafrenz einen Lieblingscharakter hat. Aber wenn, rückt er damit nicht heraus. Der immobile Prinz, der sein Königreich gegen ein Pferd tauschen möchte, der pfiffige Hofnarr Yorick, die verzweifelte Ophelia, der altersschwache Geist – sämtliche Rollen gibt er mit der gleicher Intensität und Hingabe.
Heute also „Hamlet“ – natürlich ohne Gewähr, dass auch jedes Wort so bei Shakespeare steht! Hier ist das Spiel wichtiger als Kulisse und Requisite; und vielleicht kann Lafrenz genau deswegen mit vielen eingestreuten Pointen und freien Assoziationen seinen Helden ein Leben einhauchen, dessen Vitalität eine große Bühne fast zwangsläufig schuldig bleiben muss.
Zumal auch diesmal die Zuschauer mitwirken und als akustische Statisten für die Geräuschkulisse sorgen dürfen: „Machen Sie jedes Geräusch, das sie auf der Bühne erkennen“, braucht Lafrenz auch gar nicht lange zu ermuntern: Schon murmeln die Ostseewellen, ist es schaurige Nacht mit Eulenruf oder tratscht das Volk über die Königin.
Kurzum: Das Kleinkunstpublikum kommt also einmal mehr in den Genuss von Wandlungsfähigkeit und Überzeugungskraft des Künstlers, der sich nach und nach den ganzen Shakespeare einverleibt, um ihn in gelungenen Ein-Personen-Stücken im Stile der Commedia dell’arte auf die Bühne zu zaubern.
Einverleiben ist hierbei übrigens ein treffendes Wort, denn wo andere Mimen eine Rolle spielen und sich mit eben diesem Charakter zur Gänze identifizieren dürfen, ja müssen, da hat Lafrenz gleich das ganze Personal zu spielen: Hier kämpft er nicht gegen einen anderen, sondern muss quasi mit sich selbst ringen. Aber dies bedeutet, dem Stück sicherlich um einiges näher zu kommen als ein normaler Protagonist. Und Shakespeare natürlich auch, entsprangen die vielen Helden und Antihelden, die Lafrenz in (s)einer Person einfängt, weiland doch ebenfalls nur einem kreativen Geist… (Jan-Geert Wolff, Kulturjournalist)
Pressestimmen
Hamlet: diesmal Komik statt Tragik
Zum La Piazza-Auftakt lieferte der Kabarettist Bernd Lafrenz den Knüller„Sein oder nicht sein“ war nicht die Frage, denn „dabeisein“ war einfach alles, als der Vollblutschauspieler Bernd Lafrenz seinen „Hamlet – frei komisch nach Shakespeare“ im De-Opera-Zelt zum besten gab.
Begeisterte Zuschauerbeteiligung kennt man eigentlich nur aus dem Kasperl- und Kindertheater, doch was sich im Zelt abspielte, war das Nonplusultra des interaktiven Theaters. Sechseinhalb Stunden dauert der Hamlet, warnte Lafrenz, aber die hätte man locker abgesessen, denn was der Komödiant auf der Bühne in zwei Stunden zum besten gab, sucht in der bundesdeutschen Kleinkunstszene seinesgleichen. Bernd Lafrenz ist alles in einer Person, hehrer Hamlet, aufreizende Gertrude, dümmlicher Claudius, pubertäre Ophelia, rächender Laertes und allwissender Horatio.
…Bei dieser Persiflage auf seinen ganz ernst gemeinten „Hamlet, Prinz von Dänemark“ muß sich der gute alte William Shakespeare nicht im Grabe umdrehen – dazu hätte er bei diesem Nonstop-Angriff auf die Lachmuskeln auch gar keine Gelegenheit.
Die Bitte an Bernd Lafrenz lautet: Unbedingt wiederkommen…AUGSBURGER ALLGEMEINE
„Hamlet“ bringt das Zelt am Wasserturm zum Beben
Zuschauer amüsieren sich köstlich über Bernd Lafrenz und seine verrückte Shakespeare-VersionROTTWEIL (wdb) – Wenn es stimmt, dass Lachen gesund ist, dann müßte es sowas wie Bernd Lafrenz auf Krankenschein geben: Was der Freiburger Schauspieler am Mittwoch im „Ferienzauber“-Zelt bot, war Komik vom Feinsten. Komik – oder auch gespieltes Comic….
… Dass Gestik und Mimik des Schauspielers das Ihre dazu taten, um aus dem Spektakel eine runde Sache zu machen, es wäre noch zu erwähnen. Ds heisst in diesem Zusammenhang: bewusste Übertreibung einzelner Merkmale der Figuren bis zur lebenden Karikatur – ein Comical eben. Kein Wunder, dass nach zwei Stunden Lachen eine ganze Reihe der über 300 Zuschauer den Schaupieler mit einer „standing ovation“ bedachte.SÜDWESTPRESSE
Ein schamlos schöner Hamlet zum Mitmachen
Bernd Lafrenz: Premiere fürs Kom(m)ödchenEs war beides: eine Premiere im und eine Premiere fürs Kom(m)ödchen. Bernd Lafrenz heißt der Mann, der seit Montag allabendlich durch das ehrwürdige Haus am Grabenplatz fegt. Ein Schauspieler, der nicht für sondern mit dem Zuschauer spielt. Ein Komödiant, ganz im Sinne Shakespeares: frech, vulgär und schamlos. Schön schamlos…
ZEITUNG FÜR DÜSSELDORF
Ein Heidenspaß mit Tiefgang
Mit vollem Ernst Theater nicht ernst genommenMinden. Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage, die sich William abgewandelt stellen mag: Mein oder nicht mein, das ist hier die Frage. Denn wenn William am Donerstagabend aus seinem Himmelfensterchen in den Innenhof des BZA geblickt haben sollte, wäre er höchst erstaunt gewesen. Sein Hamlet nämlich nahm sich in der Gestalt von Bernd Lafrenz (aus Freiburg – Frei…burg…!) die Frecheit heraus, sich am Ende nicht den zahlreichen Leichen einträchtig zuzugesellen, sondern – par bleu – am Leben bleiben zu wollen, ha!…
…Apropos Theater: Das wird während der ganzen Aufführung parodiert. Ein Mann spielt das ganze Hamlet-Stück, kaum zu glauben, aber wahr….
…Der tiefgründige Ernst des Stückes, aber auch oft die anmaßende Besitzergreifung durch das „klassische“ Theater werden auf die Schippe genommen. Das alles in einer respektheischenden Konzentrations-und Energieleistung des Schauspielers Bernd Lafrenz, der sein Metier aus dem ff beherrscht. So etwas von Präsenz auf der Bühne habe ich nicht oft miterleben können. Präsenz, die Situationen schafft, die an den Text gebunden sind; Präsenz, die zu spontaner Reaktion und Improvisation fähig ist.
Mit vollem Ernst Theater nicht ernst genommen: So entstand pralles Theater…MINDENER TAGEBLATT
„Ihr seid jetzt ein Orchester“
„Hamlet“ tobte durch die Publikumsreihen im KITOVegesack (iek). …Ein Hamlet, wie man ihn wohl noch nie gesehen hatte, betrat da die KITO-Bühne und mit ihm die ebenfalls von ihm dargestellten Mitwirkenden des tragikomischen Spektakels. Dazu gestikulierte und stimmte das Publikum ein ganzes Orchester mit einem fröhlichen „Umbaba, Umbaba“ an, und spätestens da wusste jeder, es würde ein Hamlet werden, der nur wenig mit dem Original zu tun hatte. …
… Lafrenz nahm sein Publikum voll ein. Es hatte keine Chance, dem Spektakel zu entkommen, und die Frage des Abends war nicht „Sein oder Nichtsein?“, eher schon „Mitmachen oder nicht Mitmachen?“ Alle kamen auf ihre Kosten. …
…Wer so genial in europäischen Theatertragödien herumstochert und sie so hinreissend interpretiert, der darf sich nicht wundern, wenn’s einem so richtig gefällt!DIE NORDDEUTSCHE, BREMEN